Dieser Aufsatz, der sich als einen Teil der Reihenstudie über die Geschichte der Theorien des Eigentumsrechts versteht, ist eine Untersuchung der Eigentumslehre des Th. von Aquins. Seine Lehre vom Eigentum stellt sich als einen eigenartigen Typus innerhalb der traditionellen Eigentumstheorien dar, die das Problem des Eigentums in erster Linie von sozialethischem Geschichtspunkt aus betrachten. In der Geschichte der Kontroversen um das Privateigentum gehört Th. von Aquin im Grunde zum Lager von dessen Verteidigern. Die Tradition, die er von den Kirchenvätern übernahm, die soziale Lage des 13. Jhs., worin er tätig war, und seine individuelle Haltung als eines Bettelmönchs weisen eine eigentumsfeindliche Tendenz hin. Trotzdem versucht er das Institution des Privateigentums zu legitimieren, indem er die politische Philosophie von Aristoteles in seine theologische Naturrechtslehre rezipiert. Und obwohl er das Problem des Eigentums noch innerhalb des traditionellen Paradigmas diskutiert, bringt seine Eigentumslehre doch ein Legitimationsargument in einer noch subtiler und systematischer Gestalt und auf einer neuen Grundlage der Theologie bei und zeigt in gewissem Maß eine Betrachtungsweise, die über den Rahmen der traditionellen Eigentumslehre hinausgeht und den modernen Begriff des Eigentums hinweist. Um diese These nachzuweisen, analysiert dieser Aufsatz die Lehre vom Eigentum bei Th. von Aquin nach den vier Fragenstellungen, nämlich der Frage nach 1) Erlaubtheit des Privateigentums, 2) naturrechtlicher Notwendigkeit des Privateigentums, 3) Stellenwert des Eigentumsrechts in der thomistischen Naturrechtslehre und schließlich 4) Tragweite und Grenze des Privateigentumsrechts.