In seinem Phaidros und Siebten Brief hält Platon die Schrift als Medium für ungenügend. Das ist erstaunlich, weil er viel geschrieben hat. Viele Gelehrte nehmen diese Kritik als den Schlüssel zur Interpretation von Platon an. Z.B. die so genannte Tübinger Schule ist der Fall. Sie meint, dass nach Platon die Schrift unzureichend ist, um den letzten Kernpunkt seiner Lehre mitzuteilen. Daher ‘verberge’ Platon nach ihrer Auffassung in seinen Büchern das Wesentliche über ‘die Idea des Guten’ und erläutere es nur mündlich in seiner Akademie. Und Szlezák charakterisiert Platons Kernlehre als deutlich, analytisch und objektiv. Das ist aber nicht überzeugend, weil diese Merkmale nicht von der Mündlichkeit sind; die Mündlichkeit ist vielmehr als die Annäherung an das Leben oder die Praxis-fähigkeit zu kennzeichnen. Aber diese Verwirrung ist eigentlich auf Platon zurckzuführen. Er war in der Übergangsphase von der archaischen Oralität zur Schriftlichkeit und daher nicht in der Lage, Vorzüge und Mängel des neuen Mediums ganz richt zu beurteilen. Deswegen führte er unbewusst whärend seiner Kritik gegen die Schriftlichkeit sogar den Vorteil der Schriftlichkeit als den der Mündlichkeit ein. Aber jetzt tritt das neue Medium, Multimedia, langsam an die Stelle des veraltenden Mediums ‘Schrift’. Deshalb ist es nötig, dass uns dieser Übergang durchsichtig wird.